Wer A sagt muss auch B sagen!

Inhalt dieses Beitrages
•Warum ich es doch anders machteWir Europäer sind AllesfresserGene die alles beeinflussen könnenBedenke bitte!
3 wichtige Nährstoffe für Veganer

Warum ich es doch anders machte. Veganer sollten dies beachten!

Vom Fleischesser zum Veganer und zurück, oder warum ich persönlich von dem Vorhaben, mich vegan zu ernähren, abgerückt bin, habe ich euch ja schon berichtet. Es ist eine der Vernunft folgende Entscheidung gewesen. Ist mir im Nachhinein nicht besonders schwer gefallen. Qualitätsfleisch hat seinen Preis, falsche Ernährung aber auch! Qualitätsfleisch schadet weder den Tieren noch den Menschen, die es verzehren. Ganz im Gegenteil! Nicht die Menge macht es, sondern die Qualität und die Inhaltsstoffe. Und selbst die frische, vom Lieblingsmetzger meines Vertrauens gelieferte Kalbsleber hat bei mir einen festen Platz in der Ernährung zurückerobert.

Menschen die sich entschieden haben, sich vegan zu ernähren und die zum Genpool der Europäer (Allesfresser) gehören sollten meiner Meinung nach dringend mal über Nahrungsergänzung nachdenken, denn: Fleisch enthält mindestens drei Nährstoffe, die wichtig sind.

Wir Europäer haben nun einmal eine etwas unglücklich geratene Ernährungsgenetik. 

Denn wir können alles ein bisschen, aber nichts richtig gut. Wir sind also definitiv in keinem Ernährungsextrem verortet, auch wenn die momentan einmal mehr sehr in zu sein scheinen. Gut, wer nicht hören will, muss fühlen. Man erklärt es ja erst seit vielen Jahren. Aber: Man kann eine pflanzenbasierte Ernährung sehr viel gesünder und quasi voll ausgewogen machen, wenn man ein paar Dinge beherzigt.

Unsere genetische Ausstattung diktiert, wie gut wir mit verschiedenen Ernährungsformen klarkommen. Wer sich als Europäer dafür entscheidet, sich hauptsächlich pflanzlich zu ernähren, sollte über einige Eigenheiten der Europäer-Genetik Bescheid wissen. Einfach betrachtet heißt dies: auf Fleisch, aus irgendwelchen Gründen, zu verzichten bedeutet wohl auch, auf Lebenswichtige Nährstoffe zu verzichten. (Schon Genanalyse machen lassen?)

Gene, die möglicherweise den Nährstoffbedarf beeinflussen

PEMT (Cholin-Bedarf)

Ist für die Synthese von Cholin zuständig. Cholin kommt hauptsächlich in Eiern, Fleisch und Innereien vor. Bei pflanzlichen Quellen sieht das bis auf wenige Ausnahmen mau aus. Wer aber eine schlechte körpereigene Synthese-Leistung hat und wenig über die Nahrung zuführt, der kriegt Probleme. Mit einem Cholin-Mangel spaßt man nicht.

Es gibt den klassischen PEMT-Polymorphismus mit dem Namen rs7946. Da man Gene von Papa und Mama bekommt, kann man diese Version entweder einmal oder doppelt tragen. Dieser Polymorphismus verringert die Bildung von Cholin der Leber – bei Menschen, die es doppelt tragen, natürlich stärker. Wichtig:

  • 90 % der Europäer tragen diesen Polymorphismus einfach oder doppelt.
  • Bei Afrikanern sind es lediglich 50 %.
  • Bei Ostasiaten nur ca. 30 %.

Heißt: Ein Europäer hat möglicherweise von Haus aus einen höheren Cholinbedarf. Man kann die Ernährung spielend leicht auch mit Cholin ergänzen.

Cholin sollte wirklich jeder, der sich pflanzlich ernährt, auf dem Schirm haben, speziell Frauen. Denn das PEMT-Gen hat einen Östrogen-abhängigen Promoter. Es konnte bereits gezeigt werden, dass ein weiterer Polymorphismus mit dem Namen rs12325817, der offensichtlich in dieser Promotor-Region des Gens liegt, bei Cholin-Mangel zu Organfunktionsstörungen führt. Es ist daher zu erwarten, dass dieser sehr weit verbreitete Polymorphismus (90 % aller Europäer tragen ihn min. einmal) vor allem bei Frauen problematisch wirkt. Ein Cholin-Mangel allgemein kann extreme gesundheitliche Folgen haben. 

BCMO1 (Vitamin-A-Bedarf)

Ist für die Synthese von Vitamin A aus der pflanzlichen Vorstufe ß-Carotin verantwortlich. Vitamin A an sich – genannt Retinol – kommt ausschließlich in Leber oder Lebertran vor. Wer schlecht bei der Umwandlung von ß-Carotin zu Vitamin A ist, ist auf Vitamin A aus der Nahrung angewiesen. Heißt: Mit veganer Ernährung könnte es massive Probleme geben. Denn leider sagt der Vitamin-A-Spiegel im Blut überhaupt nichts aus. Wenn der fällt, sind die Speicher längst massiv verarmt. Der „Goldstandard“ beim Erfassen des Vitamin-A-Status ist nach wie vor die Leberbiopsie. Übrigens verifiziert von der WHO.

Es gibt einige Polymorphismen in diesem Gen. Die prominenteste Polymorphismen-Kombination, die die Enzymfunktion offensichtlich drastisch verringert (-70 %) ist die aus rs7501331 und rs12934922. Wichtig: Diese Gen-Kombination zeigt eine viel, viel höhere Prävalenz in europäischen im Vergleich zu afrikanischen- oder asiatischen Populationen. Das schließt zwar nicht aus, dass es noch weitere Polymorphismen gibt, die modulatorisch wirken – allerdings liegt der Schluss nahe, dass es Gründe hat, warum sich solche durchschlagenden Loss-of-function-Mutationen in einer Population derart verbreiten können.

Heißt: Ein Europäer hat möglicherweise einen höheren Bedarf am s. g. „preformed“ Vitamin A. Auch Vitamin A lässt sich gut ergänzen.

OCTN2/SLC22A5 (Carnitin-Bedarf)

OCTN2 bzw. SLC22A5 ist der Carnitin-Transporter. Der sorgt nicht nur für die Aufnahme von Carnitin im Darm, sondern schaufelt es auch in die Zellen und ist maßgeblich für die Rückresorption in der Niere verantwortlich. Heißt: Dieser Transporter entscheidet indirekt darüber, wie hoch der Carnitin-Bedarf ist. 

Zur Erinnerung: Endogen synthetisiert der Körper nur eine Mini-mini-Menge Carnitin, so etwa bis 20 mg. Den weitaus größten Teil nehmen wir mit der Nahrung auf, vornehmlich über rotes Fleisch, das auch mal 100 mg pro 100 g Fleisch liefern kann. Carnitin hat eine unfassbar breite physiologische Wirkung im Körper – es reguliert viele Aspekte des Energiestoffwechsels.

Auch hier gibt es prominente Polymorphismen im Gen. Ich trage einen solchen und weiß aus jahrelanger Erfahrung, dass ich in regelmäßigen Abständen ne gute Ladung Carnitin brauche, um normal zu funktionieren. Ein Polymorphismus nennt sich rs2631367 – der ist Teil der berühmten Genregion IBD5 (Inflammatory Bowl Disease 5, also Entzündliche Darmerkrankung 5), die mit den bei uns Europäern besonders häufig vorkommenden entzündlichen Darmerkrankungen assoziiert ist.

Forscher denken, dass im Zuge der Anpassungen an unsere Umwelt hier in Europa förderliche Gen-Varianten durchgewunken wurden, die leider auch die eine oder andere nicht so tolle Eigenschaft mitgezogen haben. Das Phänomen nennt sich genetic hitchhiking. Blöde Genvarianten, die neben guten Varianten liegen, können sich dann gleichermaßen verbreiten.

Wie dem auch sei: rs2631367 sorgt dafür, dass der Carnitin-Transporter ein bisschen fauler ist. Und wenn man den Polymorphismus von Mama und Papa geerbt hat, arbeitet das Protein besonders faul. Forscher geben uns auch Zahlen an die Hand: Trägt man diese Genvariante doppelt, wird ca. 40 % weniger Carnitin in die Zellen aufgenommen. Das Problem dürfte dabei nicht die Aufnahme in die Zelle an sich sein, sondern die Tatsache, dass durch diesen Polymorphismus mehr Carnitin im Urin verloren geht, weil die Rückresorption zu schwach ist.

70 % aller Europäer tragen diesen Polymorphismus einfach oder doppelt. Ähnliche Zahlen finden sich bei Afrikanern, bei Asiaten ist dieser Polymorphismus aber vergleichsweise non-existent. Aus diesem Polymorphismus resultiert sehr wahrscheinlich ein höherer oder zumindest regelmäßiger Bedarf an Nahrungscarnitin. Leute, die diesen Polymorphismus doppelt tragen, dürften bei veganen Ernährungsformen arge Probleme bekommen.

Heißt: Ein Europäer hat möglicherweise einen höheren Bedarf an Nahrungscarnitin. Auch das lässt sich gut ergänzen.

Ein Schlusswort

Nun darf man nicht den Fehler machen und sich nur auf einige wenige Polymorphismen bei einigen wenigen Genen fokussieren. Denn der Körper ist ein System und wir sprechen immer von Reaktionsketten, bei denen mehrere Gene beteiligt sind. Heißt: Selbst wenn ein Gen (bzw. das daraus gebildete Protein) schwächelt, kann es ganz einfach sein, dass das in der Reaktionskette dahinterstehende Gen bzw. Protein fitter ist.

Allerdings kann man auf die hier im Blog dargelegte Weise schnell ein Gefühl dafür bekommen, um was es geht, wie man selbst ausgestattet ist – und kann durch Ausprobieren schnell herausfinden, ob was dran ist oder nicht. Über die Jahrmillionen unserer Entwicklung hat kein Vorfahre von uns je vegan bzw. rein pflanzlich gelebt. Es ist daher sehr naheliegend, dass wir auch einen höheren Bedarf an Stoffen haben, die man nur über tierische Produkte bekommen kann.

Danke Chris von Edubily für meine Gesundheit!

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CC Tielbild: Caveman Drawing, Cabbage – The Noun Project – Ghan Khoon Lay – Eucalyp

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