Mein Schweinehund

Immer wenn ich etwas erreichen möchte und etwas Motivation benötige meldet er sich. Das ist auch vollkommen egal, ob es private oder berufliche Gründe sind, sportlich, menschlich soziale oder Ergebnis orientierte ... [>er meldet sich. Er ist dann so allgegenwärtig, dass ich ihm irgendwann einen Namen gab. 

Inhalt dieses Beitrages
•Er gehört zu mir wie mein Name an der TürDu bekommst etwas für das es sich lohnt alles zu verlierenEr meint es doch nur gutKuschel-MonsterAber wehe! Glückshormone pflastern meinen WegGlück nicht erhoffen, sondern wahrnehmen!
Thomas Krüßmann, Health, Mein Schweinehund

Ich gab ihm einen Namen

„ER“ gehört zu mir wie mein Name an der Tür

Ich habe meinen Schweinehund kennengelernt, als ich das erste mal von einem sehr dicken Menschen auf ein erträgliches Maß abspecken wollte. Ich war mir meiner Sache absolut sicher, hatte Plan und die entsprechende Motivation. Um es so zu schreiben: ich war motiviert vom Scheitel bis zur Sohle. Faxen dicke! Endlich wieder schlank, sportlich und sexy durch die Botanik laufen. Meine Hauptmotivation war: „aktive, zusätzliche Lebenszeit zurückholen!“

ER: „Das glaubst du doch selbst nicht! Du lebst viel zu gern, als das du da irgendetwas dran ändern wirst. Warum auch! Du hast alles: dickes Auto, Haus, Frau, nach deinem Job würden sich andere die Finger lecken… willst du das gefährden. Du hast gar nicht die Zeit etwas zu ändern!

Dieser erste Kontakt hat mich schockiert. Ich war geplant und hatte ein Ziel und dann diese schlagartigen Argumente aus meinem Inneren. Verwirrung machte sich breit.

Aber nicht lange.

Du bekommst etwas, für das es sich lohnt alles zu verlieren

Da war ich mir sicher. Ohne Gesundheit ist alles nichts. Ich dachte mir: “du kennst die wahren Möglichkeiten deiner Seele, deines Geistes und deines Körpers nicht, wenn du krank bist.“

Und ohne Gesundheit würde ich vermutlich eh alles verlieren.

In diesem Zusammenhang fiel mir der „Gollum“ aus “Herr der Ringe“ ein. Der hatte auch etwas, für das es sich für ihn lohnte alles zu verlieren. Nur das es ihn in die falsche Richtung zog. Er ergatterte den Ring, der ihm besondere Fähigkeiten gab. Er wurde mißtrauisch, mißgünstig und einsam. Er entwickelte sich vom netten Jungen zur häßlichen Fratze.

Mein Schweinehunds Name war geboren: Sméagol. Noch nicht wissend, wie oft ich in Zukunft tatsächlich auf ihn treffen werde.

Sméagol meint es doch gut

Er will mich für sich. In allem was er tut, da ist er sich 100%ig sicher, meint er es gut. Er will keine Veränderung. Veränderung ist nervig und verursacht Arbeit, Disziplin, Konsequenz und manchmal Schmerz. Davor wollte er mich schützen, mit allen Konsequenzen.

Nun war ich mir meinerseits aber ebenfalls 100%ig sicher, etwas ändern zu wollen und war mir eventueller Konsequenzen und damit verbundener Schmerzen auch durchaus bewusst. Ich hatte alles genauesten beleuchtet. Wenn es sein müsste, bis zur letzten Konsequenz: ein ganz neues Leben beginnen zu wollen.

Er will mich ganz für sich und er war sich seiner Sache ganz sicher. Jede Änderung meinerseits entfernte ihn von seinem Vorhaben mich zu vereinnahmen.

Nun wusste ich: ab sofort befinde ich mich im Krieg. Mit Sméagol.

Kuschelmonster

Eigentlich ist er ein kuscheliges Kerlchen. Wenn ich faul auf der Couch liege und bei Bierchen und Chips fernsehe, dann höre ich ihn wohlig schnurren. Wie eine Katze.

Aber wehe..

…ich nehme mir etwas vor. Dann wandelt er sich in ein unberechenbares und schreckliches Monster. Wie ein Gollum.

Mein VorhabenSméagols Reaktion
Ich werde abnehmen!Lass das lieber. Das ist nicht gut für deinen Körper.
Ich werde Sport treiben und wieder laufen!HaHaHaHaaaaaa…..
Ich laufe los.…|.
Ich laufe 10 MinutenEr beißt mir in die Wade.
Ich laufe 20 MinutenEr schnürt mir zusätzlich den Brustkorb zusammen.
An weiteren LauftagenEr krallt sich in den Rücken
Er blockiert die Knie
Er treibt den Blutdruck hoch
Er schickt depressive Gedanken
Er geht einfach nicht weg
Nach einer halben Stunde ist ihm das vermutlich zu anstrengend. Er geht auf Psychoterror über.„Schon wieder diese Strecke. Du kommst echt nicht viel rum.“
„Warum läufst du eigentlich immer alleine. Es will wohl keiner mit dir laufen.“
„Hast du keine Freunde.“
„Wolltest du nicht noch beim Kunden XY anrufen?“
„Ist das Angebot eigentlich realistisch. Du hast damit keine Chance.“
„Dein Geschäft läuft. Und du rennst hier rum.“
Nach ca. 40 Minuten„Na Ja! Ich habe dich gewarnt. Sag später nicht ich hätte es dir nicht gesagt.„ Und endlich bleibt er ruhig.

Es gibt so viele Szenarien wie es Vorhaben gibt. Ich nehme mir etwas vor und er ist grundsätzlich dagegen. Allerdings muss ich Sméagols Gestänkere nur eine gewisse Zeit aushalten.

Bei dem richtigen Lauftempo, dem richtigen Herzschlag während des Laufens und der richtigen Atemtechnik geschieht nach 30-50 Minuten (je nach Biorythmus) ein kleines Wunder. Wegen diesem kleinen Wunder lohnt es sich für mich jeden Tag aufs neue die Laufschuhe anzuziehen.

Glückshormone pflastern meinen Weg

Der menschliche Körper beginnt unter gewissen Voraussetzung mit Produktion von Glückshormonen. Das sind diese süßen kleinen Dinger, die mich in diesem Moment wahnsinnig happy, leicht und zufrieden machen. Auf einmal ist alles kein Problem, ganz im Gegenteil: die Gedanken gehen in das Machbare. Alles ist machbar, erreichbar und leicht. Fröhlichkeit und Glück durchströmen meine Körper und ich bin im Flow. Und Sméagol hält die Klappe.

Glück nicht erhoffen, sondern wahrnehmen!

Bei mir taucht dieses Ereignis nach ca. 20-40 Minuten lockerem aeroben Laufens, bei einem Laufpuls von etwa 130 – 145 bpm auf. Je nach Tagesform und der Schwere der Überwindung. Aber es ist verlässlich. Es kommt… und wenn es da ist trägt es mich zu weiteren Höchstleistungen. Ja, es macht süchtig!

Genau genommen:
Das Wort “Schweinehund” kommt aus der Jagdsprache. Als man im Mittelalter auf Wildschwein-Jagd ging, setzte man die so genannte Sauhunde oder Schweinehunde ein. Ihre Aufgaben waren das Wildschwein zu hetzen, zu verfolgen, bis es müde wurde und dann festzuhalten. Diese Charaktereigenschaften wurden später auf bissige Menschen übertragen, deshalb begann man das Wort “Schweinehund” Anfang des 19. Jahrhunderts als Schimpfwort zu benutzen. Man verband damit Menschen mit niedrigsten Motiven.

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CC Titelbild: „The Noun Proect – Kidaha“

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